Am Boden BLEIBEN

ein Text von Oliver Braig

2020

Am Boden bleiben in einer Welt, die die Fassung verloren hat

und eines Virus bedarf, um sich an das Wesentliche zu erinnern.

 

 

Dann ist es uns eng geworden, eng in der Brust. Und mit den Vorräten an gehortetem Klopapier konnten wir die Scheiße, die wir selbst produziert hatten, nicht wegwischen. Was ist das nur für eine Sauerei? Wir haben uns selbst eingekotet. Hätten wir wohl besser das wunderbare Zewa Wisch-und Weg gekauft. Immerhin hätten wir damit die Arbeitsflächen in unseren Küchen, reinhalten können. Porentief rein. Unser sauberes und hygienisch einwandfreies Heim in das wir nun strafversetzt wurden. Für Reiseweltmeister kann das nur Verbannung sein. Strafgefangene auf Heimaturlaub. Von Weltreisenden sind wir zu unfreien Nesthockern degradiert worden. Wir flugunfähig. Wir unfrei. Wir nur noch mit der Erlaubnis das Lebensnotwendigste zu kaufen. Um dann zu Hause, wohlgenährt und mit einem strahlend sauberem Arschlöchlein, auf den unsichtbaren Feind zu warten. Arschgesicht, kommt mir in den Sinn. Was für ein Unsinn. Oder ist das Hintersinn?

 

Die Vielflieger, die Jetset-ter, die Weltenbummler, die Manager, die skifahrenden Gläubigen und die Faschingsverkleideten haben atemlos, bis ans äußerste Ihrer Kräfte alles dafür getan.

 

„ I can`t get no satisfaction, but i try and i try.“

 

Nun sitzen wir in der Einzelhaft der hochgelobten 4 Wände und schleichen wie jene wilden Raubtiere durch ihre erbärmlichen Käfige, nur damit wir sie betrachten können. Bäääähm! Dieses paradoxe Bild sitzt. Endlich hat es uns selbst auch einmal erwischt. Was für ein Spiegelbild. Es brennt sich durch die Retina direkt in unser Gehirn und von dort wird sofort, ohne Reizverzögerung, jener Bewegungsdrang ausgelöst, der nichts anderes ist, als Fluchtverhalten. Geht aber nicht. Draußen lauert der unsichtbare Feind und die Exekutive, jenes polizeistaatliche Überwachungsorgan, die patrouilliert.

 

„But i try and i try.“

 

Die Bewegungsfreiheit des Menschen ist unantastbar. Sollte dies nicht nach dem wir dies überstanden haben werden, neu in unser Grundgesetz aufgenommen werden? Wir dürfen uns frei bewegen, auch wenn wir uns damit in Gefahr bringen. Was macht den Unterschied von Covid-19-Toten und von Verkehrstoten aus? Der Bewegungsdrang? Sich zu bewegen ist nun mal gefährlich, ob so oder so. Wir sollten aber nach den Beweggründen für diesen enormen Bewegungsdrang fragen? Bewegen wir uns deswegen so sehr, weil wir uns begegnen wollen? Denn schlichtweg sollte jede Folge eines Bewegungsdrangs, die Begegnung mit anderen sein. Deswegen sollten wir auch einen natürlichen Begegnungsdrang verspüren, denn damit ist der Grund für unseren Bewegungsdrang hinreichend erklärt. Kontakt mit Menschen ist ein Teil unserer Ernährung. Menschennahrung. Lebensnotwendige Nahrung. Menschlichkeit. Freundschaft. Nähe und Liebe.

 

„I can´t get no, oh no, no, no.“

 

Aber wir sollen zu Hause bleiben und uns vor den anderen schützen. Unsere Regierungen haben das erkannt, begriffen und weitreichende Entscheidungen getroffen. Auch der Deutsche Ethikrat hat getagt. Von nun an ist es gefährlich Menschen zu treffen. Und auf den Shutdown folgt der Lockdown. Und weil wir so paralysiert sind, können wir das nicht einmal mehr in unserer eigenen Sprache sagen. Die Stilllegung oder das Herunterfahren des öffentlichen Lebens und dann, als absolute letzte und äußerste Maßnahme, die Ausgangssperre.

 

„That´s what i say.“

 

Kein Ischgl, kein Ballermann und auch kein Rammstein- oder Helene Fischer-Konzert mehr. Schichtende im kulturellen Schacht. Kurz mal alles dicht gemacht, wo man sonst noch sorglos miteinander redete oder auch nur besoffen herumtorkelte. Nix mehr. Aus die Maus.

 

„Cause you see i`m on a losin`streak.“

 

Warum erscheint dieser Text, hier im Begleitprogramm des Vereins zur Renaturierung des Menschen? Was hat all dies mit Renaturierung zu tun? Ja, das ist wirklich eine gute Frage. Gehen wir das Problem, das sich uns hier stellt doch einfach mal, von der anderen Seite her, an. Die andere Seite, das sind nicht wir, das sind also, die Nichtmenschen.

 

„Cause i try and i try and i try and i try.“

 

Um uns herum ist es nun ruhig geworden. Es ist ruhig geworden, weil wir uns nur noch für das Nötigste bewegen durften. Jedem noch so kleinen Unsinn ist eine klare Absage erteilt worden. Und wenn wir die innere Panik, die uns sicher alle übermannt hat, überwunden haben, dann konnten wir etwas bemerken, was wir so noch nie bemerken konnten. WIR UNS SELBST! Wie wir sonst immer, von uns selbst unbemerkt, sind. Rasend. Gehetzt. Effizient. Zielgerichtet. Gestresst. Gejagt. Urlaubsreif im Flieger. Genervt im Stau Richtung Italien. Alltagsarschlöcher, gierig nach Erlebnishunger, weil sie es sich so sehr verdient haben.

 

„Oh no, no, no!“

 

Der Verein zur Renaturierung des Menschen begrüßt SARS-COV-19. Dieses Virus entlarvt uns als dies, was wir geworden sind. Selbstsüchtig, narzisstisch, hohl, verblendet, dumm, weltfremd, der Welt entfremdet, bezugslos, orientierungslos, herrschsüchtig, gierig, aber vor allem eins nämlich, degeneriert. Ja, wir haben uns negativ entwickelt.

 

 

 

 

 

„I can`t get no satisfaction!“

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